Der Geburtsgefährte oder die Geburtsgefährtin, in der Regel der Vater und Partner oder auch eine liebe Freundin, Schwester oder Mutter, haben im HypnoBirthing eine zentrale und sehr wichtige Rolle.
Geburt als gemeinsame, verbindende Erfahrung
Die Geburt ereignet sich im Zusammenspiel zwischen Mutter, Vater und Kind .Dieses gemeinsame Erlebnis verbindet die neue kleine Familie sehr stark und hat einen tiefen Einfluss auf die Beziehungen untereinander. Eine Geburt gemeinsam gestaltet, erlebt und geschafft zu haben ist ein unglaubliches Hochgefühl und pure Freude! Mir gefällt dabei besonders gut, dass der Vater nicht nur bei der Geburt „dabei“ ist, sondern genauso Verantwortung dafür übernimmt und alles in seiner Macht stehende dazu beiträgt, die Geburt zu einem schönen, harmonischen Moment zu gestalten. Nichts ist für eine Frau während der Geburt so hilfreich, ermutigend und tragend, wie der Beistand und die aktive Unterstützung eines ihr nahestehenden Menschen, der sie gut kennt, sie versteht und liebt. Denn dieser Mensch, sei es nun der Vater oder eine andere nahestehende Person, kann sich aufgrund der Liebe, die er zu ihr und dem Baby empfindet, ganz in ihren Dienst stellen, sich empathisch in sie einfühlen und selbstlos ohne eigene Gedanken ihren Weg der Geburt unterstützen. Gerade in Zeiten, wo ich zu meinem Entsetzen erschreckend viele Geburtsberichte lese, die von einer fremdbestimmten, bevormundenden und medizinischen Überversorgung während Schwangerschaft und Geburt zeugen, ist es besonders wichtig, jemanden an seiner Seite zu haben, der meine Interessen als (werdende) Mama vertritt und bei Bedarf auch verteidigt. Als Gebärende bin ich besonders verletzlich und teilweise hilflos und deswegen ist es so wertvoll, jemanden an meiner Seite zu haben, der mich einerseits zugewandt bei meiner Geburt unterstützt und sich andererseits vor mich stellt, um meinen Weg zu schützen. Im HypnoBirthing erfüllt der Geburtsgefährte oder die Geburtsgefährtin diese beiden Rollen folgendermaßen:
Der Geburtsgefährte als Versorger und Unterstützer von Mutter und Kind
Einerseits ist er dafür verantwortlich, die Gebärende während der Geburt zu unterstützen, versorgen und liebevoll zu begleiten. Das bedeutet, ihr dabei zu helfen, in die entspannte und tiefe Konzentration zu kommen, in der sie instinktiv und natürlich gebären kann. Dies geschieht zum Beispiel, indem er sie anhand eines Textes anleitet in die Hypnose zu gelangen. Dieser Text kann auf die eigenen Wünsche und Worte angepasst sein und die der Geburtsgefährte liest ihn der Mutter immer wieder vor, so dass sie durch die vertraute Stimme, die eigenen Worte und die regelmäßige Übung immer schneller und leichter in einen meditativen Zustand gelangt, indem ihr Geist zur Ruhe kommt und ihr Körper ganz instinktiv, das tun kann, wofür er gemacht wurde: ihr Baby zur Welt bringen. Der oder die Begleitende hilft also dabei, dass die Mutter nicht in den Angst-Anspannungs-Schmerz-Kreislauf gelangt, kann ihr aber auch durch verschiedene Techniken helfen wieder daraus hervor zu treten, sollte dies unter der Geburt doch geschehen. Des Weiteren kann er durch bestimmte Massagetechniken die Endorphinausschüttung bei der Mutter auslösen und somit dazu beitragen, den Körper zu entspannen und schmerzauslösende Hormone zu hemmen. Er kann dich mit Getränken und Kleinigkeiten zu essen versorgen, dich halten und streicheln, wenn du dies wünscht. Leise mit dir sprechen, dich motivieren oder sogar für eine heitere Stimmung sorgen. Humor entspannt eine Geburt zusätzlich, da auch hier Endorphine ausgeschüttet werden und Entspannung ausgelöst wird.
Der Geburtsgefährte als Anwalt und Beschützer von Mutter und Kind
Andererseits ist der Geburtsgefährte oder die Geburtsgefährtin dafür verantwortlich, die Geburtswünsche des Paares oder der Mama zu vertreten und alle rationalen Gespräche von der Gebärenden fern zu halten. Er schirmt die Mama davor ab, aus ihrem entspannten, konzentrierten Zustand des Instinktiv-Unterbewussten heraus geholt zu werden und tritt als ihr „Anwalt“ in die Kommunikation mit den Geburtsbegleiterinnen und –begleitern, wie Hebammen, Schwestern und Ärzten ein. Während der Geburt sollte die Mutter nicht mit rationalen Themen, die ihr Bewusstsein ansprechen aus der „Gebärstimmung“ heraus geholt werden, da sie dann wesentlich leichter in den Angst-Anspannungs-Schmerz-Kreislauf gerät. Es werden eher schmerzauslösende Stresshormone ausgeschüttet und sie kann den meditativen Zustand nicht beibehalten. Für eine sichere und harmonische Geburt ist es jedoch wesentlich, dass die Mutter in diesem entspannten, fokussierten und instinktiven Zustand bleiben darf. Deswegen klärt der Geburtsgefährte alle formalen Themen,erledigt notwendigen Papierkram, bespricht und vertritt die Geburtswünsche in der akuten Situation. Er fragt eventuell nach, ob eine Untersuchung oder Intervention wirklich nötig ist oder zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen kann. Er lehnt diese gegebenenfalls auch ab bzw. hält das geburtsbetreuende Personal zurück, außer es handelt sich tatsächlich um eine Notsituation in der medizinische Intervention unumgänglich ist. Er schützt die gebärende Mutter, da er sie und ihre Wünsche am besten kennt und auch einen anderen Zugang der Kommunikation als das Geburtshilfepersonal zu ihr hat. Dadurch holt er sie nicht so leicht aus ihrem Hypnosezustand, wie die Ansprache von fremden Menschen. Und er übernimmt sofort die Fürsorge für Mutter UND Kind, wenn das Baby geboren ist und zur Mama auf die Brust gelegt wird. Eine Mutter ist während und kurz nach der Geburt besonders vulnerabel und vielleicht nicht in der Lage sofort zu reagieren und ihre Interessen zu vertreten. Der Geburtsgefährte übernimmt diese Aufgabe und kann auch unmittelbar nach der Geburt zur Versorgung des Neugeborenen beitragen. So kann er z.B. auch darum bitten, dass die Nabelschnur nicht durchschnitten wird, sondern auspulsieren darf. Er begleitet das Baby bei der Erstuntersuchung oder wenn eine zusätzliche Versorgung nötig wird. Sollte die Mama nicht gleich dazu in der Lage sein, sich um das Baby zu kümmern ist er der Elternteil, der es hält und durch Hautkontakt wärmt und beruhigt. Er hat genauso viel Anteil wie die Mutter an Zeugung, Geburt und Versorgung des gemeinsamen Kindes.
Ein solcher Geburtsgefährte ist für die Mutter während der Geburt Gold wert!
Und für einen werdenden Vater ist es ein unglaubliches, verbindendes Gefühl, wenn er nicht hilflos daneben steht und nicht viel tun kann, sondern eine große Rolle bei der Geburt spielt und diese wichtigen Aufgaben übernehmen darf. Er hat genauso wie die Mutter einen unersetzlichen Anteil an der Geburt, denn er ist vom Moment der Zeugung der Vater des Kindes und hat wünschenswerter Weise eine fürsorgende, beschützende und tragende Rolle. Die Geburt ist somit nichts, was den Eltern geschieht, sondern sie entscheiden selbstbestimmt, wie sie sich diese wünschen und gestalten sie dann entsprechend. Sie bringen gemeinsam in harmonischer Zusammenarbeit ihr Baby auf die Welt und beginnen damit ihr Leben als familiäre Einheit.
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